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27.07.2018

Erfolgs-Rezept

Schon 900 Kinderärzte nutzen PädExpert

Über die Regelversorgung sind telemedizinische Anwendungen bislang kaum in der Realität angekommen. In Selektivverträgen dagegen gibt es durchaus einige Erfolgsgeschichten. Zum Beispiel das Telekonsiliarsystem PädExpert.

Von Hauke Gerlof

NÜRNBERG. Manchmal ist es gut, einen Spezialisten in der Hinterhand zu haben. Erst vor Kurzem hatte Kinderarzt Dr. Wolfgang Landendörfer aus Nürnberg einen Patienten mit einem auffälligen Ultraschallbefund an der Schilddrüse, aber ohne entsprechende Veränderungen im Labor.

Über das Telekonsil-System PädExpert schrieb er daraufhin eine spezialisierte Kollegin in Lübeck, also auf der anderen Seite der Republik, an und war sich nun sicher, binnen 48 Stunden eine Rückmeldung zu bekommen.

Landendörfer gehört zu den Pionieren des Systems PädExpert, über das Pädiater seit einigen Jahren spezialisierte Kolleginnen und Kollegen konsultieren können.

Etwa zweimal in der Woche nehme er über PädExpert eine Abklärung unklarer Befunde bei seinen Patienten über Spezialisten per Datenleitung in Anspruch, berichtet Landendörfer.

PädExpert arbeitet dabei mit einem speziellen Datensicherheitssystem: Vor Versand der Daten werden die Angaben zum Patienten und die zugehörigen medizinischen Daten getrennt und können ausschließlich vom Empfänger wieder zusammengeführt werden.

Selbst ein Hacker, der einen Teil der Daten abfängt und sogar entschlüsselt, hat also entweder nur den Patientennamen oder nur die medizinischen Daten ohne Personenbezug – und kann dementsprechend nichts damit anfangen.

Sieger beim Praxis-Preis

Mit dem System PädExpert hat sich Landendörfer zusammen mit dem Software-Hersteller Sean Monks im vergangenen Jahr um den Erfolgs-Rezept Praxis-Preis beworben, der seit 2011 von UCB Innere Medizin und der Fachverlagsgruppe Springer Medizin jedes Jahr ausgelobt wird.

Der Kinderarzt gewann prompt den ersten Preis – gleichauf mit der Rheumatologin Dr. Susanne Nolof aus Elmshorn, die ein Mentoring-Programm für schwer erkrankte Patienten entwickelt hat.

Seit den ersten Anfängen 2013 wächst PädExpert: Nachdem das System zunächst Versicherten der Barmer und der AOK Bayern vorbehalten war, die einen exklusiven Selektivvertrag mit den Kinderärzten des Berufsverbands geschlossen hatten, "können wir die Telekonsultation mittlerweile etwa zwei Dritteln der Patienten in Bayern anbieten", erläutert Landendörfer. Auch Privatpatienten und Selbstzahler können auf diese Weise einen zusätzlichen Service bekommen.

Mittlerweile können wir die Telekonsultation etwa zwei Dritteln der Patienten in Bayern anbieten.

Dr. Wolfgang Landendörfer, Kinderarzt aus Nürnberg

Etwas über 100 Experten seien über PädExpert bereits bundesweit erreichbar, bereits mehr als 900 Kinderärzte nutzten die Möglichkeit der Konsultation, die es häufig ermöglicht, Patienten den meist langen Weg zum Spezialisten zu ersparen und schneller eine Diagnose zu erhalten.

Tatsächlich erfolgt die Diagnose bei unklaren Befunden mithilfe der Experten nach eigenen Erhebungen binnen 8,5 Tagen. Ohne telemedizinische Unterstützung dauert es dagegen 25 Tage.

50 Euro je Konsultation

Für den zusätzlichen Aufwand erhält Landendörfer als Anfragender je Konsultation 50 Euro, der konsultierte Experte ebenso viel.

Wenn es um dermatologische Befunde geht, liegt das zusätzliche Honorar bei 28 Euro für beide Seiten, weil der Aufwand meist nicht so hoch ist. Je nach Indikation, die abgefragt wird, haben die Kinderärzte strukturierte Vorgaben, welche Befunde und Angaben zum Patienten erforderlich sind.

Dementsprechend kann auch nicht für jede Erkrankung über PädExpert ein Telekonsil initiiert werden, zuletzt, so Landendörfer, seien die Indikationen Depression im Kindesalter und Kopfschmerzen dazugekommen.

Er selbst hat sich in seiner Praxis mit drei Fachärzten und einer Weiterbildungsassistentin auf Ernährungsmedizin spezialisiert, nachdem er im Erstberuf Diplom-Ingenieur für Lebensmitteltechnologie gewesen war. Auch zwei Ökotrophologinnen und eine Familientherapeutin arbeiten in der Praxis mit. Als Experte kann Landendörfer dennoch nicht über PädExpert konsultiert werden. Ernährungsmedizinische Fragen gehören noch nicht zu den ausgewählten Indikationen.

Das System selbst wird sich voraussichtlich dynamisch weiterentwickeln. Angedacht ist etwa, dass auch Hausärzte mit ins Boot geholt werden, die dann auch bei erwachsenen Patienten Fachärzte telemedizinisch konsultieren können. Aber noch ist es nicht so weit.

Und auch für junge Patienten sind Erweiterungen in Reichweite: Über eine integrierte App auf dem Handy des Patienten soll es auch bald möglich sein, den Verlauf einer Erkrankung telemedizinisch zu überwachen. Die Digitalisierung bringt immer neue Möglichkeit einer verbesserten Patientenbetreuung.

 

Quelle: www.aerztezeitung.de / Hauke Gerlof (Verfasser)


Adresse

Kinder- und Jugendarztpraxis
Dr. med. Wolfgang Landendörfer

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